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emilian

LAP wächst. Zeit für klare Worte.

/ 4 min read

In den letzten Wochen kursieren viele Meinungen zu LAP. Verständlich: Wachstum erzeugt Aufmerksamkeit. Trotzdem gilt: Fakten vor Vermutungen. Berlin zählt tausende Gastronomiebetriebe; allein die Restaurants lagen 2023 bei rund 4.714 Betrieben1. Je nach Zählweise kommen Cafés in Berlin auf unterschiedliche Werte: von etwa 1.100–1.200 gelisteten Cafés in Branchenverzeichnissen2 bis zu deutlich höheren Zählungen in kommerziellen Datenbanken3. Dazu kommen zahlreiche Bäckereien mit Kaffeeangebot. Das Feld ist groß, bunt, vielfältig. LAP ist ein Teil davon. Eine Ergänzung.

„LAP vertreibt lokale Cafés.“

Nein. LAP ist nicht angetreten, Nachbarschaftscafés zu ersetzen, sondern Lücken zu schließen, Zugänglichkeit für alle Menschen zu schaffen und den Community-Effekt im Kiez zu stärken. Häufig werden leerstehende oder heruntergewirtschaftete Flächen reaktiviert – oft Orte, die zuvor gar keine klassischen Dine-in-Cafés waren. Das Format adressiert Menschen, die bisher selten in Cafés waren: klare Karte, schnelle Abläufe, moderne Signature-Drinks, Community-Events und digitale Vorteile. Nach internen Auswertungen stammen rund 40 Prozent des Umsatzes aus Signature-Drinks, die so nebenan nicht erhältlich sind. Das ergänzt den Kiez, statt jemanden zu verdrängen.

Gesucht werden Lagen mit vorhandener Frequenz oder erkennbarem Potenzial, in denen eine Versorgungslücke besteht. Ideal ist eine Fläche, die zuvor wenig genutzt wurde. Das entlastet Hotspots, verteilt Laufkundschaft und bringt Licht in tote Ecken. Für eigenständige Nachbarschaftscafés versteht sich LAP nicht als Ersatz, sondern als weiterer Grund, überhaupt in die Straße zu kommen. Community-Formate stärken zudem das soziale Leben – ein Punkt, der gerade nach den Pandemie-Jahren vielen wichtig ist.

„Der Kaffee aus dem Vollautomaten.“

Hier lohnt sich Präzision. LAP setzt auf Eversys - Schweizer Super-Automatic-Espressosysteme, entwickelt für reproduzierbare, gleichbleibend hohe Qualität auch bei größerem Volumen. Das ist keine Abkürzung, sondern ein Werkzeug: konstante Extraktion am Montagmorgen ebenso wie am Samstagnachmittag. Eversys produziert in Sierre4 und gehört seit 2021 vollständig zur De’Longhi S.p.A.5. Ende 2023 kam eine 41,2-Prozent-Beteiligung an La Marzocco hinzu; beide Marken arbeiten in einem gemeinsamen Maschinen-Hub zusammen, bleiben aber eigenständig67.

Warum diese Technik? Sie hält Rezepte stabil, reduziert Wartezeiten und sorgt standortübergreifend für vergleichbare Ergebnisse. Qualität entsteht hier aus Rezepttreue und Wiederholgenauigkeit – nicht aus Zufall.

So sieht der Tagesbetrieb aus: Es wird mehrmals täglich kalibriert, Extraktion gemessen, Mahlgrad justiert und dokumentiert. Wasser läuft durch mehrstufige Filtration, um Geschmack zu sichern und Maschinen zu schützen. Milchalternativen erhalten eigene Profile, nicht bloß eine One-Size-Fits-All-Temperatur. Saisonprodukte entstehen testbasiert; was in der Probe nicht überzeugt, kommt nicht auf die Karte. Allergene werden transparent gekennzeichnet.

Technikverständnis: Die Eversys automatisiert Mahlen, Dosieren, Tampen und Extraktion; die Milch wird separat zubereitet. „Automatisierte Siebträgermaschine“ trifft es hier fachlich am besten.

Bohnen, Zutaten, Verarbeitung

Am Rohstoff wird nicht gespart. Die Bohnen stammen von 19grams, einer Berliner Specialty-Rösterei mit Roastery und Lab am Alexanderplatz8. Rezepte orientieren sich an den Röstprofilen und werden bei Erntewechseln angepasst.

Auch jenseits des Espressos setzt LAP auf hochwertige Zutaten: frische Milch und hochwertige Pflanzenalternativen, echte Früchte und Pürees, gute Schokolade und Kakao, qualitative Nussmuse und Gewürze. Wo Aromen sinnvoll sind, kommen natürliche Varianten zum Einsatz – deklariert und nachvollziehbar. Ziel ist Geschmack aus sauberen Grundprodukten und klarer Zubereitung, nicht aus Sirup-Masse oder künstlichen Farben. Ein Beispiel aus der Karte: Ceremonial-Grade-Matcha – eine Qualität, die selbst lokale Händler nicht immer vorrätig haben.

„Die Mitarbeitenden werden schlecht bezahlt.“

Diese Aussage hält einer Einordnung nicht stand. Laut LAP liegt die Bezahlung über Branchenschnitt; 100 Prozent Trinkgeld werden verlässlich ausgezahlt, Boni kommen on top. Zum Einordnen: Der gesetzliche Mindestlohn liegt seit 1. Januar 2025 bei 12,82 Euro9. In Berlin gelten außerdem Tarifabsprachen im Hotel- und Gaststättengewerbe, zuletzt 2025 aktualisiert10. Nach eigenen Angaben liegt die Vergütung bei LAP oberhalb dieser Untergrenzen; in der Praxis sind deutlich über 15 Euro pro Stunde üblich – zuzüglich Trinkgeld und Boni.

Zum Arbeitsalltag gehören strukturierte Einarbeitung mit klaren Skill-Levels, planbare Schichten und nachvollziehbare Wege zu mehr Verantwortung – inklusive bezahlter Trainingszeit. Wertschätzung bedeutet hier: fair bezahlen, verlässlich planen, zuhören.

Preise – und warum sie so sind

Preise folgen Kosten, nicht Stimmungen. Rohkaffee, Milch, Löhne, Mieten, Energie, Wartung, Training – all das steckt im Becher. Wer glaubt, „fair“ sei dauerhaft für 2,50 Euro machbar, sollte sich die Stückkosten im Detail ansehen. Wenn Einkauf und Löhne steigen, braucht es Anpassungen, sonst leidet am Ende die Qualität. Fallen Kosten, gehört es zur Fairness, Spielräume zu prüfen. Keine Lockangebote, keine „nur diese Woche“-Tricks. Transparenz schlägt Bauchgefühl.

Was LAP besonders macht

Ein eigenständiges Produktprofil mit hohem Signature-Anteil erzeugt neue Nachfrage statt nur zu verschieben. Prozessqualität liefert Tempo und Konstanz, damit das Erlebnis verlässlich bleibt – zu jeder Uhrzeit. Community ist kein Slogan: Life Among People bedeutet Orte, an denen Menschen sich treffen. Runs, Walks, Meetups und Events gehören dazu. Wenn der Laden voll ist, entsteht nicht nur Umsatz, sondern Atmosphäre für den Kiez.

Stadt und Leerstand

Flächenaktivierung tut Städten gut: Licht an, Frequenz hoch, gefühlte Sicherheit rauf. Berlin diskutiert Innenstadt-Vitalität seit Jahren; Leerstand ist messbar, Gegensteuern gewollt11. LAPs Beitrag: bevorzugt Anmietungen dort, wo vorher wenig passierte, Investitionen in sichtbare, nutzbare Orte und verlässliche Öffnungszeiten. Das hilft Anwohnenden, Nachbargewerben und der Straße als Ganzem.


emilian | 09.2025


Footnotes

  1. https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/tourismus-berlin

  2. https://listflix.de/statistik/cafes/

  3. https://rentechdigital.com/smartscraper/business-report-details/germany/berlin/list-of-cafes-in-berlin

  4. https://www.eversys.com/en/news/eversys-factory-sierre/

  5. https://www.delonghigroup.com/sites/default/files/DeLonghi%20-%20press%20release%2022.03.2021%20Eversys%20deal.pdf

  6. https://www.reuters.com/markets/deals/de-longhi-creates-espresso-maker-hub-with-la-marzocco-2023-12-21/

  7. https://www.delonghigroup.com/sites/default/files/DeLonghi%20-%20press%20release%20Q2%202024%20results_07%2031%202024.pdf

  8. https://19grams.coffee/pages/19grams-lab-kaffeekurse

  9. https://www.destatis.de/EN/Themes/Labour/Earnings/Minimum-Wages/Tables/minimum-wages-germany.html

  10. https://www.berlin.de/sen/arbeit/arbeits-und-tarifrecht/tarifbroschueren-nach-wirtschaftsbereichen/branche-h/hotel_und_gaststaettengewerbe_01_broschuere_ab_07_2025.pdf

  11. https://www.ihk.de/berlin/presse/presseinfo/pm-2025-03-11-vitale-innenstaedte-2024-6497380